Hannelore Wohlfahrt GEDERN. Am vergangenen Samstag hatte der Gederner Traditionsbetrieb Bäckerei Konditorei Herrnmühle zu einem Festakt anlässlich der Jubiläumsfeier zum 325-jährigen Bestehen eingeladen. Das Zelt auf dem Firmengelände in der Mühlstraße war bis auf den letzten Platz besetzt, denn keiner der geladenen Gäste ließ sich diese Feierstunde entgehen. Bei seiner Begrüßung bat Jürgen Oberheim, der auch Obermeister der Bäckerinnung ist, erst am Ende der langen Liste der namentlich Begrüßten zu klatschen - "sonst finden wir gar kein Ende". Robert Werner, der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, und sein Stellvertreter Jürgen Störmer waren gekommen, der Landesinnungsmeister Klaus Hottum, der Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes Stefan Körber, der Kreishandwerksmeister Eberhard Mörschel, der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft des Wetteraukreises, Heinz Kessler, der stellvertretende Obermeister der Bäckerinnung, Wolfgang Löber, die Kreisbeigeordnete Astrid Triesch, Sieglinde Schäfer von der Industrie- und Handelskammer Gießen/Friedberg, Gederns Stadtverordnetenvorsteher Kurt Heusohn, der Erste Stadtrat Willi Herbst, Vertreter der ortsansässigen Gewerbetreibenden und Banken, Freunde, Nachbarn und natürlich alle Mitarbeiter.
Jürgen Oberheim ist mit Recht stolz auf "jedes der 325 Jahre", auf die sein Vater, Seniorchef Walter Oberheim, anschließend einging. Die letzten 100 Jahre konnten dabei sogar mit Dias und Bildern anschaulich gemacht werden. Früher waren alle Bäckermeister auch Müller. Mühsam musste noch bis 1953 mit Pferdefuhrwerken das Getreide herangeschafft werden, um in der "Herrnmühle" gemahlen zu werden. Die Anschaffung des heute noch vorhandenen Bulldogs, der dann bis 1988 alles transportierte, machte die Sache etwas schneller. Inzwischen wird die Mühle als Wohnung genutzt und die Landwirtschaft, die früher "nebenbei" auch noch betrieben wurde, wurde 1963 aufgegeben. Eine "bodenständige Handwerksbäckerei" nannte Walter Oberheim den Betrieb, der nun in der 13. Generation von der Familie Oberheim geführt wird.
Bevor der Reigen der Gratulanten ans Mikrofon ging, hatte der von Jörg Schmalfuß dirigierte Männergesangverein "Liederkranz", der auch am Schluss der Veranstaltung noch einmal zu hören war, seinen Auftritt.
Ein für die Herrnmühle besonders passendes Lied war dabei: "Das Wandern ist des Müllers Lust". Vorsitzender Hermann Henkel gratulierte zu dem besonderen Jubiläum und bedankte sich für die oft großzügige Unterstützung des Gesangvereins.
Eine Handwerksdynastie und ein Musterbeispiel an Tradition nannte der Präsident der Handwerkskammer die "Herrnmühle", die als Hoflieferant der Eppsteiner Grafen eben damals die "Herren" beliefern durfte. Es sei eine "tolle Leistung", den Betrieb durch so viele Generationen und durch alle Höhen und Tiefen geführt zu haben. Der Dank dafür gebühre auch den Frauen, die oft die Seele des Geschäfts und der Familie seien. Für die beiden Bäckermeister gab es eine Urkunde der hessischen Handwerkskammer und für die Ehefrauen Marga und Heike Oberheim einen Blumenstrauß.
Der Landesinnungsmeister des Bäckerhandwerks meinte, die Bäckerei Konditorei Herrnmühle sei nicht nur eine der ältesten Bäckereien Deutschlands, sondern bestimmt auch eine der schönsten. Kreisbeigeordnete Astrid Triesch überbrachte die Glückwünsche der Kreisgremien und des Landrates und wünschte, dass der Betrieb im Zeitalter der "Brotfabriken" weiterhin sein kreatives und innovatives Konzept umsetzten kann. Die Vertreterin der IHK Friedberg/Gießen überreichte eine Ehrenurkunde und verband damit den Wunsch nach einer weiteren guten Geschäftsentwicklung. Weitere Glückwünsche und auch noch viele Geschenke gab es vom Stadtverordneten-vorsteher Kurt Heusohn, vom Vorstand er Bäko Fulda/Lahn, von der Bäckerinnung des Wetteraukreises, der Gewerbegemeinschaft Gedern und Umgebung und von Kreishandwerksmeister Eberhard Mörschel. Dieser hatte auch eine besondere Ehrung eines langjährigen Mitarbeiters der Herrnmühle vorzunehmen. Karl-Ludwig Strupp ist seit 1964 in der Firma und hat sein ganzes bisheriges Berufsleben als Bäcker in der Herrnmühle verbracht. Als Dank dafür erhielt er eine Urkunde der Handwerkskammer Wiesbaden. Eine Ehrung von ihrem Arbeitgeber gab es auch für Eckhard Nies und Michael Heusohn, die beide 16 Jahre als Bäcker dort arbeiten, und für Manfred Schwöbel, der elf Jahre dabei ist. Verkäuferinnen mit mehr als zehn Jahren Betriebszugehörigkeit sind Karin Schröder, Agnes Luft, Manuela Wagner, Doris Haas, Doris Kehm, Heike Herchenröder und Angelika Hilß-Winter. Geschenke und Blumen gab es für die treuen Mitarbeiter und von diesen wiederum ein Dankeschön an ihren Arbeitgeber und als Geschenk zum Jubiläum einen Kunstguss und einen Baum.
Walter Oberheim dankte am Schluss seinem Sohn Jürgen für die immense Arbeit bei der Vorbereitung des Jubiläums, die 110 Prozent Einsatz gefordert hätte - 100 Prozent haben da nicht gereicht, meinte er. Jürgen Oberheim wiederum freute sich über die vielen Glückwünsche und die allseits ausgesprochene Anerkennung. Es sei ein sehr schönes Gefühl, wenn die nicht immer leichte Arbeit, die beide Familien mit Leib und Seele ausführten, so gewürdigt werde.
Quelle: Kreis-Anzeiger, 24.05.2005