Zeitungsartikel

Festlicher Schlussakkord

WEIHNACHTSKONZERT Männergesangverein Liederkranz Gedern setzt erneut Maßstäbe / Ambitionierte Gäste

GEDERN - Stehender Applaus, Begeisterung, Freude und Rührung in vielen Gesichtern: Mit seinem Weihnachtskonzert hat der Männergesangverein Liederkranz Gedern unter der Leitung von Hartmut Fillsack in der evangelischen Stadtkirche erneut Maßstäbe und zugleich einen festlichen Schlussakkord zum Abschluss seines Jubiläumsjahres gesetzt.

Mit den Gästen – dem ambitionierten Frauenchor Hochtaunus unter Jochen Stankewitz, dem sowohl solistisch als auch im Zusammenklang virtuos agierenden Streicherensemble Camerata Vederovia unter Birgit Lusky sowie dem Bariton-Solisten Robert Wegener und dem Pianisten Charly Appel – hatte man sich zudem gleich eine ganze Schar exzellenter Sängerinnen und Musiker ins Haus geholt, die den Abend vielseitig bereicherten und zu einem glanzvollen Höhepunkt der Adventszeit werden ließen.

Den prächtigen Festgesang „Klänge der Freude“ (Satz: Edward Elgar), der auch das Jubiläumsjahr zum 175-jährigen Bestehen des Liederkranzes eröffnet hatte, setzte Hartmut Fillsack an den Beginn des Konzerts, der Männerchor brillierte kraftvoll im Verbund mit dem Streicherensemble, Solosänger und Piano. Nach den Grußworten des Vorsitzenden Achim Jäger folgten das Sehnsuchtslied „Hymne an die Nacht“ von Ludwig van Beethoven, „Advent ist ein Leuchten“ von Lorenz Maierhofer, die Hirtenmelodie „Weihnacht’, sel’ge Nacht“ von Othmar Kist und eine romantische Vertonung des Eichendorff-Weihnachtsgedichtes „Markt und Straßen stehn verlassen“ von Bernhard Rüffel. Die unterschiedlichen Anforderungen an Dynamik, Ausdruck und Intonation erfüllten die Liederkranz-Sänger bravourös, Redner aus ihren Reihen trugen zudem Adventsgedichte vor.

„Bravo“-Rufe

Im zweiten Teil des Konzertes ergänzte man diesen ersten Vortrag durch beliebte Weihnachtslieder aus dem eigenen Repertoire wie die Wiegenlieder „Du Kind in der Krippe“ aus Schottland, „Whipser! Whisper!“ aus den USA, das ebenfalls aus Amerika stammende „Trommellied“ und „Oh Bethlehem, du kleine Stadt“ aus England. In diesem zweiten Set war zugleich eines der herausragenden Lieder des gesamten Abends enthalten: „Jerusalem“ von Stephan Adams und Fritz Ihlau – musikalisch überhöht durch Streicher und den sensiblen Bariton Robert Wegener. Die eindringliche Bitte um Frieden für die heilige Stadt dreier Weltreligionen und die ganze Welt hätte nicht aktueller platziert sein können und bot Pfarrer Kurt Johann die Möglichkeit, mit seiner politisch ebenfalls sehr konkret am Zeitgeschehen orientierten Ansprache direkt anzuschließen.

Zweites Glanzlicht des Konzerts war ohne Zweifel „Resonet in laudibus/Joseph, lieber Joseph mein“ im Satz von Uwe Henkhaus – das vom Publikum nach „Bravo“-Rufen vehement auch als Zugabe gefordert wurde. In diesem Dialog- und Wiegenlied, dessen motivische Wurzeln bis ins Hochmittelalter zurückreichen, vereinte sich der gastgebende Männerchor mit dem Frauenchor Hochtaunus zu einem eindrucksvollen, präzise und zugleich anrührend gestalteten Wechselspiel von Frage und Antwort zwischen Joseph und Maria.

Die Sängerinnen hatten im ersten Teil des Konzerts zunächst mit glockenhellen Stimmen eine anspruchsvolle komplette Messe en miniature dargeboten und sich mit einem eröffnenden „Alleluia“ (Sally K. Albrecht), einem „Kyrie“ der US-amerikanischen Komponistin Audrey Snyder und einer Abfolge von Gloria, Sanctus und Benedictus ihr Publikum erobert.

Dem schwungvollen Gospel „O clap your hands“ von Julie Knowles folgten im zweiten Teil eine filigrane musikalische Umsetzung des Psalms 42 „Sicut cervus desiderat – Wie der Hirsch verlangt nach frischem Wasser, so dürstet meine Seele nach dir“ (Nancy Telfer) und das geradezu magisch anmutende „Mu süda, ärkes üles – Wach auf, mein Herz, und singe“, eine in vielfachen Echosequenzen angelegte Komposition des estnischen Meisters Cyrillus Kreek. Zum Abschluss seines zweiten Vortrags wandte sich der Frauenchor Hochtaunus mit den komplexen Gesängen „Es kommt ein Schiff geladen“ und „Marien wart ein bot gesant – Maria ward ein Bote gesandt’“ in Sätzen von Uwe Henkhaus teilweise in mittelhochdeutscher Sprache der mittelalterlichen Mystik um die Ankunft Gottes in der Welt zu.

Stimmig fügten sich die „Pastorellen vor die Weynacht-Zeit“ des Benediktinermönchs Valentin Rathgeber und die Pastoralsymphonie „Pifa“ aus dem Händel-Oratorium „Der Messias“, innig vorgetragen von Camerata Vederovia, ein. Ebenso bewiesen Robert Wegener und Charly Appel mit der Auswahl der Lieder „In dominus deus – In Gott, dem Herrn“ (Antonio Vivaldi) und „Im Winter“ (Hermann Erdlen) einen glückliche Hand. Nach dem Schlusschor „Guten Abend, gut’ Nacht“ in einem Satz von Johannes Brahms folgten die Standing Ovations, die Zugabe und ein Beisammensein aller Aktiven im Gemeindehaus.

Inge Schneider