GEDERN - (em). Bei seiner Begrüßung zum Jubiläumskonzert blickte der Vorsitzende des Männergesangvereins Liederkranz 1842 Gedern, Achim Jäger, in voll besetzte Reihen, auch auf den Emporen der evangelischen Kirche. Der „HeartChor“ aus Kefenrod und die Matzsingers haben eben große Fangruppen in der Region.
Mit Barclay James Harvests „Hymn“, von Gitarre und Keyboard begleitet, eröffnete der „HeartChor“ den Abend. Aus einem Jugendchor hervorgegangen und seit zwölf Jahren von Michael Habermann dirigiert, hat der Chor wie viele andere auch weniger Sänger als Sängerinnen. Habermann macht das Beste daraus. Er hat die Gruppen in Sopran I, Sopran II, Alt und Bariton eingeteilt, wobei zur letzteren Gruppe auch Frauen mit tragenden dunklen Stimmen gehören. Eine kluge und überzeugende Lösung.
Bei Dionne Warwicks „That’s what friends are for“ gefiel die schöne Solostimme von Susanne Anezakis. Das sei die eigentliche Hymne des „HeartChors“, meinte Habermann, der sich über die hohe Motivation seiner Sängerinnen und Sänger freut: „Ihr wichtigstes Merkmal ist Achtung vor der Musik!“ „Hungriges Herz“, ein bittersüßes Liebeslied, begann mit einem leisen Sprechgesang der Frauen, dem der eindringliche Silbenrhythmus aller Stimmen beim Refrain folgte.
Das nächste Gefühlsbad wartete schon: „Ewige Liebe“ mit einem Wechsel der Stimmgruppen zwischen Gesang und Summen und der klangvollen Solostimme von Nicole Ganz. Sie war auch Solistin in einem „Liebeslied des Alltags“: „Ich lass für dich das Licht an“. Der Titel von „Bridge over troubled water“ von Simon & Garfunkel gewann eine besondere Eindringlichkeit dadurch, dass die hohen Frauenstimmen die Anfangszeile a-cappella sangen. Wechsel der Stimmgruppen, Blues-Klang, Gefühlsnuancen zwischen Zuversicht und ungewisser Sehnsucht – kein Wunder, dass donnernder Applaus folgte. Weitere schöne Solostimmen wurden bewundert: Bei „Gabrielas Song“ aus „Wie im Himmel“ war es Sonja Gerhard. Einen Nostalgieschub im Publikum löste „A Tribute to ,Queen‘“ aus – wer kann schon bei Titeln wie „We will rock you“ oder „We are the champions“ eiskalt bleiben? Als Zugabe folgte noch „Music“ von John Miles, mit Soli von Thomas Brandt, zugleich Titel eines speziell für den „HeartChor“ zusammengestellten Musicals. Stehender Applaus folgte.
Den zweiten Teil gestalteten die Matzsingers als „Reise durch die Musikgeschichte“. Sie hatten schon bei Sätzen des Spätmittelalters – „O salutaris hostia“, dem Dowland-Madrigal „Come again“ und Arcadelts „Il bianco e dolche Cigno“ – mit dem unglaublich harmonischen, feinen Zusammenklang ihrer Stimmen das Publikum in Trance versetzt. Schuberts schaurigem „Geistertanz“ folgte ein weiterer Höhepunkt, das traurige „In einem kühlen Grunde“, zurückhaltend und eindringlich zugleich gesungen. „Gleiche Zeit, gleiche Stimmung, anderer Kontinent“, sagte Moderator Christoph Duchardt, als er das amerikanische Lied „Shenandoah“ mit Call-and-Response-Elementen im Wechsel zwischen Martin Peppler und dem Ensemble einführte. Leicht, luftig, mit frechem Fingerschnippsen und Soli von Oliver Rühr folgte „Fly away“, später etwas abgeändert mit den Soli von Christian Renner.
Es gibt Lieblingstitel, die das Publikum immer wieder von den Matzsingers hören könnte: etwa „Blackbird“ von den Beatles mit der ironisch gepfiffenen Vogelstimme, Bill Withers’ „Ain’t no sunshine when she’s gone“ oder Cindy Laupers „Time after time“. Stücke von den Comedian Harmonists und die fünf Matzsingers-Stimmen scheinen füreinander geschaffen zu sein. Dieses Mal sangen sie „Bel Ami“ im ironisch-glitzernden Klang der späten Roaring Twenties. Schließlich noch, mit Cazoos untermalt, Freddy Mercurys „Seaside Holidays“ – dann bliebenb nur Publikumsjubel, stehender Applaus und Jägers Dankesworte: „Das waren zwei Stunden Gänsehaut.“
Quelle: Kreis-Anzeiger (em) 17.06.2017