Zeitungsartikel

Hochfest der Musik und des Gesangs

Der Männergesangverein Gedern wurde für seine Leistung mit stehendem Applaus belohnt.

Mit stehendem Beifall hat das Publikum in der vollbesetzten evangelischen Kirche zu Gedern das traditionelle Weihnachtskonzert des Männergesangvereins Liederkranz und seiner Gäste honoriert. Im Rahmen der glanzvollen Veranstaltung verlieh Gederns Bürgermeister Guido Kempel den Ehrenbrief des Landes Hessen an den Liederkranz-Ehrenvorsitzenden Hermann Henkel (siehe nebenstehenden Bericht). Intern zeichnete der Verein zudem seinen Dirigenten Hartmut Fillsack für dessen zehnjähriges Wirken als musikalischer Leiter des Männerchores aus.

Dem Konzert lag ein stimmiges Konzept zugrunde, dass die Zuhörer mit dem Ruf des Wächters „Macht hoch die Tür“ (Satz: Hermannjosef Rüben) zunächst zur aufmerksamen Bereitschaft für das Kommende rief. Nach der Begrüßung durch Liederkranz-Vorsitzenden Achim Jäger entfaltete sich ein sowohl inhaltlich wie auch chronologisch stringenter Bogen vom Advent als Zeit des Wartens und der Vorbereitung über das Weihnachtsevangelium bis zur Jahreswende, umgesetzt durch die Werke renommierter Meister, vom frühbarocken Hofkomponisten Michael Praetorius („Audite, silete“ – „Höret, schweiget“) bis zum neuzeitlichen Gospel und zum beliebten „Wir wünschen euch frohe Weihnacht’“ – „We wish you a merry Christmas“, dessen Wurzeln wiederum bis zurück ins 16. Jahrhundert reichen. Der Spannweite dieses vorweihnachtlichen Reise entsprach die facettenreiche Dynamik des Liederkranz-Vortrags, die zum einem eine exzellente Probenarbeit, zum anderen eine perfekte Kooperation auf den Punkt zwischen Dirigent und Chor spüren ließ. So setzten die Männer um Hartmut Fillsack das sehnsüchtige „Veni, Jesu“ – „Komm, Jesus“ von Luigi Cherubini, das innige „Advent ist ein Leuchten“ und „Im Dunkel naht die Weihnacht’“ (beides Lorenz-Maierhofer-Sätze) wie auch die stimmungsvolle Vertonung des Eichendorff-Gedichtes „Markt und Straßen stehen verlassen“ des zeitgenössischen Komponisten Bernhard Riffel mit großer Intensität, mühelosem Wechsel zwischen kraftvollem Forte und zartem Pianissimo und hörbarer Sangesfreude um. Der zweite Liederkranz-Auftritt wurde durch den Auftritt zweier Hirten zur Melodie „Hell leuchtet der Stern“ (Winfried Siegler-Legel) mit dem darunter gelegten Ostinato „Eilet, eilet nach Bethlehem“ eingeleitet. Das darauf folgende „Deck the hall – Schmückt den Saal“ sowie das moderne, dynamisch äußert anspruchsvolle Spiritual „Whisper! Whisper!“ (Jay Althouse), das zum einen das Flüstern in Gegenwart des neugeborenen Kindes, zum anderen den lauten Ruf der frohen Botschaft über die Berge hinweg akzentuiert, betonten den internationalen Charakter des Festes, während „Weihnachten im Waldkirchlein“ (Baumann) und der „Weihnachtszauber“ von Christian Siegler das Ereignis der Geburt Christi gleichsam ins eigene Land und in die Familie holten. Eindrücklich, wie der Männerchor hier immer wieder den weihnachtlichen Glockenklang sängerisch umsetzte.

Wundervoll harmonierten die Darbietungen der „Büdinger Stub’nmusi“ unter der Leitung von Dr. Christoph Kober mit diesem traditionsbewussten Ansatz: Während Kober selbst an der Zither intonierte, ließen sich Dr. Felicitas Kober am Hackbrett, Doris Hackl-Weber an der Harfe und Werner Bayer am Bass virtuos vernehmen und hinterließen unter anderem mit der Weise „Schea Stad – Schön still“, zwei Bauernmenuetten sowie dem „Hirtenstückl“ von Rupert Groß tiefen Eindruck bei den Zuhörern. „Als befinde man sich plötzlich in einer tief eingeschneiten Hütte im Bayerischen Wald“, war zu hören. Dr. Felicitas Kober trug zudem die Geschichte von den Kerzen Frieden, Glaube und Liebe am Adventskranz vor, die endgültig verlöschen müssten, gäbe es die vierte Kerze, die Hoffnung, nicht.

Der Bass-Solist Olaf Oltersdorf sorgte – sensibel begleitet von der Pianistin Irina Ullmann, die auch gelegentlich den Chorgesang unterstrich – für eine weitere Bereicherung des Konzertes: Zunächst mit dem kraftvollen Bach-Satz „Großer Herr, o starker König“, anschließend mit drei erzählenden Arien des Mainzer „Dichterkomponisten“ Peter Carl August Cornelius (1824 bis 1874) stellte er die Wandelbarkeit und warme Emotionalität seiner schönen Bassstimme unter Beweis. Auf „Christbaum“ folgte die Geschichte des greisen Propheten „Simeon“ und schließlich „Christus, der Kinderfreund“ rund um das Wort: „Lasset die Kleinen zu mir kommen“.

Zum Abschluss des Konzertes, das Weihnachten als ein Hochfest der Musik und des Gesanges feierte, forderten die Zuhörer vehement eine Zugabe, die der Liederkranz-Männerchor mit dem „Little Drummer Boy – Der kleine Trommler“ (Katherine K. Davis) gern gewährte. Zuvor hatten die Sänger ihrem Dirigenten Hartmut Fillsack herzlich zu dessen zehnjährigem Chorleiter-Jubiläum in ihren Reihen gedankt und ihm sowie seiner Ehefrau Gitta Präsente überreicht. „Er hat es nicht immer leicht mit uns, aber er beherrscht die Gratwanderung zwischen Jung und Alt, traditioneller und moderner Chorliteratur, und er hat den Liederkranz zu dem gemacht, was er heute ist. Wir sind stolz auf ihn und auf unseren Chor“, betonte Liederkranz-Vorsitzender Achim Jäger.

Inge Müller

 

Es ging nie um mich selbst

Ehrenbrief für Hermann Henkel

Mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen hat Gederns Bürgermeister Guido Kempel den Ehrenvorsitzenden des Männergesangvereins Liederkranz, Hermann Henkel, ausgezeichnet. Die Verleihung, die Kempel im Auftrag von Landrat Joachim Arnold vornahm, fand im Weihnachtskonzert des Gesangvereins ihren würdigen Rahmen – und kam für die Geehrten völlig überraschend.

"Mir fehlen die Worte, und das ist selten", schmunzelte Henkel im Anschluss an die Laudatio des Bürgermeisters. Hierin hatte Guido Kempel das umfassende Wirken Henkels im Verlauf von mehr als 40 Jahren dargestellt: "Von 1971 bis 1986 war er zunächst Beisitzer im Liederkranz-Vorstand, von 1986 bis 1993 stellvertretender Vorsitzender, von 1993 bis 2011 erster Vorsitzender. 2011 wurde Hermann Henkel zum Ehrenvorsitzenden ernannt", erläuterte Kempel. Ebenso nimmt der Geehrte seit 2001 das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden im Niddertal-Sängerbund wahr, an dessen Vorstandsarbeit er bereits Jahre zuvor aktiv teilgenommen hatte, gehörte ab 2003 dem Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde Gedern an und ist seit 2009 Kirchenvorstandsvorsitzender. "Ein Vorbild mit Leuchtturmfunktion, das anderen Menschen den Weg weist", fasste Bürgermeister Kempel seine Rede zusammen, der sich der erste Vorsitzende des Niddertal-Sängerbundes, Hans-Joachim Flach, sowie Liederkranz-Vorsitzender Achim Jäger mit Glückwünschen anschlossen.

Ebenso betonten sie die tragende Rolle von Henkels Ehegattin Gerda in diesem eindrucksvollen Lebenslauf, der mehrere, parallel wahrgenommene Ehrenamtsfunktionen umfasst.  "Es ging mir nie um mich selbst, sondern stets um die Sache", betonte Hermann Henkel in seiner Entgegnung. "Ich bin stolz darauf, in diesem Chor singen zu dürfen, es ist mir eine große Freude, im Kirchenvorstand meiner Heimatgemeinde arbeiten zu können – und ich werde weitermachen, solange mir der Herrgott die Kraft dazu schenkt."

Inge Müller